Wenn ich allen Glauben hätte, so dass ich Berge versetzte, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich ein nichts. Paulus (1. Kor. 13, 2)
Wenn ich meinen vollen Einsatz gäbe, dass es im Kleinen wie im Großen auf dieser Welt besser und gerechter zu- und herginge, hätte aber die Liebe nicht, so würde ich kleinlich und ärgerlich. Denn Liebe heißt, auch eine Fünf gerade sein zu lassen.
Wenn ich immer freundlich wäre und allen, die es nötig haben, meine Hilfe anböte, hätte aber die Liebe nicht, so würde ich manipulativ und stolz. Denn Liebe heißt, anderen mit leeren Händen zu begegnen.
Wenn ich jeden Konkurrenzkampf gewänne, stets erfolgreich wäre und Anerkennung bekäme, hätte aber die Liebe nicht, so würde ich unecht und täuschend. Denn Liebe heißt, hinten anstehen zu können.
Wenn ich in meiner Einzigartigkeit die Tiefen aller Gefühle erlebte, hätte aber die Liebe nicht, so würde ich neidvoll und einsam. Denn Liebe heißt, das Leben ganz gewöhnlich anzupacken.
Wenn ich ergründete, was die Welt im Innersten zusammenhält, hätte aber die Liebe nicht, so würde ich habgierig und einzelgängerisch.
Denn Liebe heißt, sich ohne die Sicherheit des Wissens auf die Welt einzulassen.
Wenn ich mich an alle Regeln hielte und alle meine Pflichten erfüllte, hätte aber die Liebe nicht, so würde ich misstrauisch und ängstlich.
Denn Liebe heißt, sich andern anzuvertrauen.
Wenn ich alles Glück der Welt gewänne, hätte aber die Liebe nicht, so würde ich unersättlich und verantwortungslos.
Denn Liebe heißt, auch dem Schmerzvollen nicht auszuweichen.
Wenn ich über alles die Kontrolle hätte und meine Stärke auslebte, hätte aber die Liebe nicht, so würde ich schamlos und hart.
Denn Liebe heißt, auch die zarte Seite des inneren Kindes zu leben.
Wenn ich Frieden mit allen und unendliche Harmonie fände, hätte aber die Liebe nicht, so würde ich träge und stur.
Denn Liebe heißt, sich einzumischen und Stellung zu nehmen.
Unsere Muster verführen uns zu einem Leben ohne Liebe. Darum wünsche ich dir und mir jeden Tag neu ein Quäntchen Liebe und den Glauben daran, dass es genug davon gibt.
Aus dem EnneaForum 41 von Hans Peter Niederhäuser