Dieses Gedicht schenkte mir 1996 eine andere Kursteilnehmerin in einem Naranjo-Enneagramm-Workshop. Ich verstand damals nicht, was sie mir damit über mich mitteilen wollte. Zu schnell fand ich mich wirklich nicht unterwegs auf meinem Lebensweg: Das waren doch alles wohl überlegte und fachlich gut begründete Schritte gewesen, die mich auf dem Hintergrund meiner psychotherapeutischen Charakterkenntnisse mit 32 Jahren zur Enneagramm-Lehrerin werden ließen – die Veröffentlichung des Buches mit 36 Jahren war die logische Folge davon.
Irgendwann begriff ich dann, dass das Gedicht eine wichtige Mitteilung an die DREIer-Tendenzen in mir enthielt: Wenn du so schnell bist in deinen Entscheidungen und Handlungen, verpasst du vielleicht, sie aus dir selbst entstehen zu lassen! Mit Einsicht hatte das zunächst nichts zu tun. Das Leben bremste mich einfach aus. Ein ziemlich übler Burn-out-Zustand holte mich ein. Das jahrelange Leisten-Wollen über die eigenen Kräfte forderte seinen Preis. Der Zusammenbruch zwang mich zum Langsam-Tun und zum Verweilen im Augenblick – zu Haltungen, die ich mühsam lernen und einüben musste.
Dabei begegnete ich den „Schatten“ meines Ego: Eitelkeit, Selbstüberhöhung, Besserwisserei. Dieser Teil der inneren Reise fühlte sich gar nicht gut an. Er führte durch Selbstabwertungen und Minderwertigkeitsgefühle. Nachdem ich da durch war, öffnete sich unmittelbar ein neuer Erlebens-Raum: Die Erfahrung des Nicht-Ich, der mystischen Leere. Ein leichter und schwereloser „innerer Ort“, wo es kein Leid an der eigenen Persönlichkeit mehr gibt.
Wenn das eigene Muster nicht mehr greift
Da, wo es in Enneagramm-Büchern um den Stresspunkt geht, lesen wir gewöhnlich Sätze wie diesen: Unter Stressbedingungen gerät die Persönlichkeit in die negativen Eigenschaften dieses (mit einer Linie verbundenen) Ennea-Typs. Manchmal wird diese Bewegung auch als Desintegration bezeichnet. Hans Neidhardt und ich nannten sie in unserem Buch eine „Selbstverstrickungs-Spirale“.
Wer will das schon? Auf jeden Fall eine unangenehme Erfahrung. Also bloß zusehen, dass dieser Fall gar nicht eintritt. Wir versuchen also, den Ego-Stress möglichst zu vermeiden. Es scheint uns wesentlich besser zu gehen, wenn das Muster reibungslos funktioniert. Damit verhindern wir allerdings auch die Chance, den Crash unserer Persönlichkeit, der in die mystische Leere führt, zu erfahren.
Schattenarbeit
Überall dort, wo wir Erfahrungen abwehren oder abspalten, wohnen Schatten-Anteile in uns: Das, was wir aufgrund automatischer Reaktionsmechanismen nicht ans Licht lassen können, bleibt im Dunkeln wohnen. Es wirkt dort aus dem Hintergrund. Wir erkennen nicht, was es ist. Mit dem Nicht-Wahrhaben-Wollen von Angst, Schmerz und Leid geht allerdings immer auch ein Teil unserer Vitalität verloren. Menschen mit starren Abwehrreaktionen wirken nicht besonders lebendig.
Für mich war diese Erkenntnis der Ausgangpunkt, mich mit psychologischer Schattenarbeit zu beschäftigen: Das, was in den Schatten gedrängt wurde, enthält immer einen wertvollen Schatz, den es zu heben gilt. Ein Kollege, der schon viele Jahre in einer Tradition des tibetanischen Buddhismus praktizierte, brachte mich dann auf die Idee, das dort gelehrte Chöd-Ritual in diese Arbeit mit einzubeziehen. Tsültrim Allione, eine westliche Lama, lehrt eine gestalt-psychologische Version davon unter der Bezeichnung „Dämonen-Füttern“ und hat die auch veröffentlicht.
„Chöd“ bedeutet „Schneiden“ und meint das „Abschneiden des Egos“. In der ursprünglichen buddhistischen Fassung ist es ein Selbstopfer-Ritual, in dem der eigene Tod visualisiert wird. Aus dieser Hingabebereitschaft wird ein Nektar gewonnen, mit dem die „Dämonen“ (Schattenanteile) anschließend gefüttert werden. Gemeint ist jedoch eigentlich die Aufgabe aller Ego-Verhaftungen. Dieser Zusammenhang will verstanden werden. Nur wer in die ursprünglichen buddhistischen Unterweisungen eingeweiht ist, besitzt nach deren Tradition die Voraussetzungen, eine solche Übung korrekt anzuleiten. Deshalb nahm ich selbst (als Nicht-Buddhistin) an einer solchen Einweihungszeremonie teil.
Psychologisches Verständnis der „Dämonen-Arbeit“
Auf meiner Internet-Seite kann ein ausführlicher Text über meine psychologische Interpretation dieser Art von „Schattenarbeit“ herunter geladen werden (Link unter: www.gallen-praxis/zur_person). Hier nur ein paar wesentliche Hinweise: Voraussetzung des „Sterbenlassens“ ist immer eine zentrierte und nicht-identifizierte Haltung. Anders ausgedrückt, muss ein guter innerer Beobachter, ein Zeugenbewusstsein, etabliert sein. So können wir nur die Anteile in uns „sterben“ lassen, die uns an unsere Ängste, negativen Gedanken, traumatische Erfahrungen etc. binden. Diese Vorgehensweise ist vergleichbar mit dem „Partialisieren“ (der Teile-Arbeit) in den verschiedenen psychotherapeutischen Schulen.
Wesentlich ist auch die einfühlsame Zuwendung zum so genannten „Dämon“: Die gewohnten Abwehrmuster und Fluchtreaktionen werden so durchbrochen und wir können seine tiefer liegende Not erspüren. Auf diesen Mangel wird nun passend geantwortet – der „Dämon“ wird gefüttert. Genau das ermöglicht eine Verwandlung des Schattens und das Wiederauftauchen verschütteter Ressourcen.
Dämonen-Arbeit am Stresspunkt
Nachdem ich mit dieser Art der „Schattenarbeit“ schon ein paar Jahre unterwegs war, kam die Idee auf, ein Enneagramm-Seminar-Format zu entwickeln, in dem die Bewegung zum Stresspunkt des eigenen Musters als „Dämon“ thematisiert wird. Mit der Anwendung des Chöd-Rituals kann hier der „Ego-Tod“ bewusst durchlebt werden, ohne durch eine schmerzhafte Crash-Erfahrung gehen zu müssen. Andreas Ebert bot mir in seinem Spirituellen Zentrum in München zweimal den Rahmen, diese Vorgehensweise in einem gemeinsamen Workshop anzuleiten. Seine bibliologische Dämonen-Arbeit und der „Wolf von Gubbio“ waren dazu passende Ergänzungen aus dem christlichen Kontext.
Wir erlebten in diesen Workshops einige leichtgängige „Tode“ und viele wunderbar verwandelte „Dämonen“, die wieder zu wichtigen Verbündeten wurden. Manche Teilnehmer berichteten uns, dass auch nach Monaten diese Veränderungen noch nachwirkten.
Nachhaltige Veränderung
Mir persönlich wird die Nachhaltigkeit meines Persönlichkeitswandels durch diese Schattenarbeit gelegentlich dadurch gespiegelt, dass Enneagramm-Kenner neuerdings meinen, in mir das Muster NEUNzu erkennen. Das ehrt und freut mich: Nichts ist mir wertvoller, als die stillen Qualitäten des Innehaltens und der bedingungslosen Herzoffenheit verkörpern zu dürfen.
„Holy Love“ ist die „Heilige Idee“ meines Stresspunkts. So kam ich auf die Idee, dass die Türen, die in dieser Art von Enneagramm-Arbeit für uns alle aufgehen können, vielleicht jeweils dort hin führen. Für ein Seminar-Handout habe ich das in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst.
Ich freue mich über jede Rückmeldung persönlicher Lebens- und Lernerfahrungen, die zu diesem Konzept passen, es ergänzen können oder andere (auch kontroverse) Perspektiven eröffnen – es ist noch im Entwicklungsstadium.
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Erlösende Qualitäten des Stresspunkts – die „Heilige Idee“ nach A.H. Almaas
EINS zu VIER: Heiliger Ursprung
Alles kommt aus dem Ursprung, der einen Quelle und kehrt wieder dorthin zurück
Alles beginnt in Gott und kehrt dorthin zurück. Es gibt keine Trennung zwischen mir und dem Ursprung, und zwischen den Dingen und dem Ursprung.
Alles ist die Entfaltung des Seins, und daher ist alles immer zutiefst mit dem Sein verbunden.
ZWEI zu ACHT: Heilige Wahrheit
Alles hat göttliche Essenz und ist untrennbar eins
Die Wahrheit jenseits aller Dualität.
Alles, was vorstellbar und erfahrbar ist, existiert jetzt, in diesem Augenblick, als Eins.
DREI zu NEUN: Heilige Liebe
Alles ist liebenswert und von einer grundsätzlich positiven Qualität durchdrungen
Die umfassende, immerwährende Liebe, die alles einschließt.
Alles ist nichtbegriffliche Positivität jenseits aller Polaritäten.
Dies gilt unabhängig von unseren Wahrnehmungen und Gefühlen über die Wirklichkeit und allen mentalen Einteilungen über Gut und Schlecht.
VIER zu ZWEI: Heiliger Wille, Heilige Freiheit
Alles ist göttliches Wirken.
Mein Wille ist in Harmonie mit dem Universum.
Jede Bewegung im Kosmos ist universelles (göttliches) Wirken. Sich eins mit diesem Wirken zu erleben, ist die wahre menschliche Freiheit.
FÜNF zu SIEBEN: Heilige Weisheit, Heilige Arbeit, Heiliger Plan
Alles entwickelt sich sinnvoll nach einem schöpferischen Plan
Es gibt eine Evolution. Weisheit, ist sie zu erkennen, und spontan zu verwirklichen. Der gegenwärtige Augenblick ist der Zugang.
Alle Dinge entfalten sich ganz von alleine und wir können uns in die Gegenwart hinein entspannen.
SECHS zu DREI: Heiliges Gesetz, Heilige Hoffnung, Heilige Harmonie
Alles wandelt sich harmonisch.
Das Heilige Gesetz bezieht sich auf das strukturierte Handeln im Ablauf der Zeit. Die Harmonie bezieht sich auf den Frieden und die Freiheit des Lebens in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit. Die Hoffnung ist die Verwandlung in der Seele.
Alle Handlungen sind eins mit den Bewegungen im Universum.
SIEBEN zu EINS: Heilige Vollkommenheit
Alles ist vollkommen.
Die Wahrheit ist eine untrennbare Ganzheit, und sie ist vollkommen und perfekt. Es muss nichts verbessert werden.
Alles ist rein, makellos und von vollendeter Schönheit.
ACHT zu FÜNF: Heiliges Allwissen, Heilige Transparenz
Alles – auch der Mensch – ist eine Erscheinungsform des universellen (göttlichen) Bewusstseins.
Innerhalb der Einheit gibt es die Vielfalt der Erscheinungen, die sich voneinander unterscheiden.
Transparenz ist, sich selbst als Teil der Totalität zu erleben, von ihr unterstützt zu werden und nicht unabhängig davon zu existieren.
NEUN zu SECHS: Heilige Kraft, Heiliger Glaube
Alles unterstützt uns.
Das Sein ist die innere Wirklichkeit und Wahrheit jedes Menschen. Der Glaube ist die Erfahrung dieses Seins.
Wenn Glaube anwesend ist, fühlt man Vertrauen, Selbstvertrauen, Sicherheit, Unterstützung, Entspannung und Mut.
von Maria-Anne Gallen
in EnneaForum Nr. 47
Quellen:
Almaas, A.H.: Facetten der Einheit. Das Enneagramm der Heiligen Ideen. Bielefeld, 2004.
Gallen, M.-A.: Das Füttern der Dämonen. Eine psychologische Interpretation der buddhistischen Chöd-Praxis. http://www.gallen-praxis.de/das_fuettern_der_daemonen.pdf
Gallen, M.-A., Neidhardt, H.: Das Enneagramm unserer Beziehungen. Reinbek, 1994.
Maitri, S.: Neun Porträts der Seele. Die spirituelle Dimension des Enneagramms. Bielefeld, 2001.
Tsültrim Allione: Den Dämonen Nahrung geben, München, 2009.
DOWNLOADS:
Einladung Tagung 2024
Anmeldung Tagung 2024
Wir bitten um Anmeldung so rasch als möglich (allerspätestens bis 15. April 2024!) per Post oder eingescannt als Mail-Anhang mittels des vollständig ausgefüllten Anmeldeformulars.
– über Wurzelsünden (vorherrschende Leidenschaften),
Lookalikes und angekommen sein im eigenen Muster
Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde des ÖAE!
Manche Autoren bezeichnen die «vorherrschenden Leidenschaften», im ÖAE-Sprachgebrauch meist «Wurzelsünden» genannt, nicht nur als inneren Antrieb der einzelnen Muster, sondern auch als verlässliche Richtschnur für das Finden der Musterzugehörigkeit sowie als Ansatzpunkt für effektive Entwicklung der eigenen Persönlichkeit auf psychologischer und spiritueller Ebene. In diesem Sinne laden wir Euch herzlich zu dieser Tagung ein, auf der wir uns mit unterschiedlichen Zugängen, Methoden und Impulsen mit den «Wurzelsünden» auseinandersetzen wollen:
Ausgehend von der unterschiedlichen Begrifflichkeit in der Literatur starten wir am Freitagabend zunächst mit einem klärenden theologischen und «enneagrammatisch-psychologischen» Blick auf Sünde, Wurzelsünden / Leidenschaften sowie ihre Bedeutung für die enneagrammatische Arbeit. Anschließend kannst Du in der Mustergruppe nachspüren und austauschen, wie Du Deine Wurzelsünde im Alltag erlebst und welche Rolle sie bezüglich Selbstbeobachtung und Entwicklung spielt.
Am Samstag folgt auf eine «Reise durch die 9 Leidenschaften», die nicht nur auf die mühsamen Aspekte fokussiert, sondern auch auf das, was an Leichtigkeit und Potential in der jeweiligen «Wurzelsünde» steckt, ein sicherlich launiger und informativer Input von Klaus Pünder zum Thema «Lookalikes». Nachmittags besteht die Möglichkeit in verschiedenen Workshop-Angeboten individuell das Thema zu vertiefen.
Und natürlich darf die Umrahmung durch «Angelangt an der Schwelle des Tages», «open bar» und «open dance», «Raum der Begegnung» sowie die Thomasmesse am Sonntag nicht fehlen.
Birge, Friederike, Peter, Ruth Maria und Susanne basteln gerade mit viel Vorfreude am Finetuning der Methoden- und Ablaufgestaltung und freuen sich auf eine spannende Tagung mit Dir!
Peter Maurer, Vorsitzender
Veranstaltungdsort: Bonifatiuskloster Hünfeld bei Fulda
Termin: Freitag, 21. Juni bis Sonntag, 23. Juni 2024
Zeitstruktur der Tagung:
Freitag, 21. Juni 2024:
ab 14.00 – Eintreffen,
16.00 – Mitgliederversammlung des Ökumenischen Arbeitskreises Enneagramm e.V. (Tagesordnung weiter unten!)
18.00 – Abendessen
19.30 – Beginn der Tagung
anschl. gemütlicher Ausklang,
21.45 – optional «Angelangt an der Schwelle des Tages»
Samstag, 22. Juni 2024:
7.15 bis 8.30 – Frühstück
08.45 – Einstimmung in den Tag
09.00 – Tagungszeit
12.30 – Mittagessen
ab 13.15 Mittagspause, Kaffee, Büchertisch
14.45 – Tagungszeit
18.00 – Abendessen
anschl. Vorbereitung der Thomasmesse. «open bar», «open dance», «Raum der Begegnung»
21.45 – optional «Angelangt an der Schwelle des Tages»
Sonntag, 23. Juni 2024:
7.15 bis 09.00 – Frühstück
10.00 – Thomasmesse
12.00 – Mittagessen, Verabschiedung, Abreise
Wir laden hiermit alle Mitglieder des ÖAE zur Mitgliederversammlung 2024
am Freitag, 21. Juni 2024 um 16 Uhr
im Bonifatiuskloster, Klosterstrasse 5, 36088 Hünfeld ein.
Tagesordnung
1. Feststellen der Beschlussfähigkeit und Genehmigung der Tagesordnung
2. Berichte
2.1. Bericht des Vorsitzenden
2.2. Bericht der Schatzmeisterin (Haushaltsabschluss 2023, Haushaltsplan 2024)
2.3. Bericht der Kassenprüferin
2.4. Genehmigung des Protokolls der Jahresversammlung 2023
3. Entlastung des Vorstandes
4. Zukunft des ÖAE: Suche von Mitarbeitenden und Vorstandsmitgliedern
5. Verschiedenes
Holger Forssman, München
in EnneaForum Nr. 50
Hans Neidhardt
im EnneaForum Nr. 50
Hier findest Du Links zu den Internetseiten anderer Enneagramm-Vereine und deren Veranstaltungsterminen:
D-E-Z – Deutsches Enneagramm Zentrum
deutsches-enneagramm-zentrum.de
EF-CH – Enneagramm-Forum Schweiz
enneagramm-forum.ch
EMT E.V. -EnneagrammlehrerInnen in der mündlichen Tradition
enneagramm-lehrer.de
Susanne Gisler, 1978, Psychologin i.A.
EnneaForum Nr. 50
Seit 2 1/2 Jahren bin ich nun in der Asylarbeit tätig – wieder mit Deutschunterricht, aber nun oft noch kombiniert mit den ganz banalen Fragen des Alltags (Anträge, formale Schreiben verstehen und ausfüllen, Fahrkartenautomat erklären, etc.). Ich stelle fest, dass ich ohne Probleme einen Draht zu Flüchtlingen bekomme und der Funke überspringt. Viele fragen mich, wie das ohne Sprachkenntnisse geht. Es geht (meistens). Es ist zwar ein Wunder gerade für mich, die ich eher verkopft bin und für die das Medium Sprache eine große Rolle spielt, aber ich lerne dadurch, mit dem ganzen Körper für Verständigung zu sorgen. Das geht von Pantomime (Durchfall ist wunderbar pantomimisch darzustellen!!) über Gestik irgendwie meist ganz gut. Außerdem macht es kreativ, Dinge mit einfachsten Worten auszudrücken. Und man lernt jede Menge anderer Mitstreiter kennen.
Was mich daran reizt? Eine Psychologin meinte mal, ich sei als Kind in meiner Familie einsam aufgewachsen, obwohl meine Eltern körperlich anwesend waren, aber eben nicht mit dem Herzen. Zu meinem deutlich älteren Bruder hatte ich auch wenig Bezug. Daher kenne ich Einsamkeit im Innersten gut. Und das verbindet mich mit den Fremden.
Außerdem bin ich entdeckungsfreudig, aber irgendwie doch ängstlich. Eine Weltreise, um meine Neugier zu befriedigen, käme mir nicht in den Sinn. Aber auf diese Weise das Fremde in vertrauter Umgebung zu entdecken, ist eine prima Kombination für mich.
Fremd sein – eine Situation, die ich durch 9 Umzüge mittlerweile selbst gut kenne. Auch wenn sie alle innerhalb von Baden-Württemberg stattfanden, ist das für ein Mädchen aus einer 2000-Seelen-Gemeinde eine große Sache. Mein Vater, der nach der Hochzeit 5km von seinem Geburtsort wegzog, sah sich zeitlebens als Heimatvertriebener.
Durch den Beruf meines Mannes (ev. Pfarrer) sind wir von der Landeskirche „gewollt“ Heimatlose. Es wird empfohlen, regelmäßig die Pfarrstelle zu wechseln. Als Pfarrersleute sind wir natürlich in einer privilegierten Situation: wir werden von vielen Leuten schon mal offiziell begrüßt. Es gibt auch überall Menschen, die sich gern auf „die Pfarrers“ einlassen wollen. Ein großer Unterschied zu denen, die anonym in einer Großstadt landen. Womöglich noch ohne andere Landsleute, die Kultur und Sprache zu kennen. Völlig ausgeliefert, hilflos, ohne jegliche Kontrolle – ein Alptraum für eine Eins.
Meine Umzüge haben mich etwas gelehrt: ich muss auf die Leute zugehen, wenn ich Kontakt will. Die anderen sind in ihrer vertrauten Umgebung meist gut vernetzt und mit Verwandten und Schulkameraden etc. ausreichend beschäftigt. Da bleibt wenig Raum und Interesse an Fremden. Die besten Kontakte entstehen zwischen Menschen, die ebenfalls noch nicht lange an diesem Ort wohnen, sie sind zwangsläufig ebenfalls offener. Durch diese situationsbedingt notwendige Haltung, von mir aus auf andere zuzugehen, habe ich gelernt, mit fremden Menschen ins Gespräch zu kommen. Das wird mir in meinem Beruf als Apothekerin immer wieder positiv rückgemeldet.
*Fazit:*Fremd sein selbst zu erleben kann sich langfristig positiv auswirken
Flüchtlingen Heimatgefühl zu vermitteln – kann auch Heimat für mich selbst schaffen!!
Beitrag für Enneaforum Nr. 49
von Evelyn Philipp, Nattheim
Transformationsarbeit mit dem Enneagramm – Online Workshop
Samuel Jakob stellt die in über 30 Jahren entwickelten Zugänge und Methoden vor, sich von den Mustern des eigenen Enneatyps zu des-identifizieren, und den Weg in die Freiheit unter die Füße zu nehmen.
Input und Austausch mit den Teilnehmenden wechseln einander ab. Moderation Peter Maurer
Zur Einstimmung ins Thema empfehlen wir die Lektüre von Samuel Jakobs Artikel „Im Auge des Sturms – Enneagramm und Resilienz“, zu lesen im EnneaFORUM 61, S. 15 – 17 oder hier als Online-Version.
REFERNT: Samuel Jakob, Psychologe Dr. phil. – Mehr zur Person auf Samuels Homepage
TERMIN: Dienstag, 19. März 2024 | 20,00 bis ca. 21,45 Uhr (Anmeldeschluss 15. März 2024)
VERANSTALTUNGSORT: ZOOM-Video-Konferenz – Die Zugangsdaten werden nach Anmeldung knapp vor der Veranstaltung per E-Mail geschickt.
KOSTEN: Freie Spende für den ÖAE erbeten auf das Konto: Ökumenischer Arbeitskreis Enneagramm e.V. – IBAN: DE73 2695 1311 0004 0068 13 – BIC: NOLADE21GFW
Anmeldung in der Geschäftsstelle des Ökumenischen Arbeitskreises Enneagramm – ÖAE e. V. via E-Mail: info@enneagramm.
Hier für die langfristige Planung eine Übersicht über unsere schon feststehenden Veranstaltungstermine:
Enneagramm und Spiritualität – Zoom-Events mit Ruth Maria Michel
Di 23. April 2024, 20.00 bis 21.30: Anmelden unter Angabe des Musters bis 21. April: info@enneagramm.eu
ÖAE – Zoom Thementalks:
Di 19. März 2024, 20.00 bis 21.45: TransFormation – mit Samuel Jakob – Info & Anmeldung
Vorschau:
26.-28. April 2024: Mein Leben verstehen, annehmen und gestalten – Biografiearbeit mit dem Enneagramm – Vertiefungsseminar für alle Interessierten in Hünfeld Brigitte Häussler & Dorothea Hahn – Info & Anmeldung!
21.-23. Juni 2024: 35. Jahrestagung in Hünfeld – Mit Leidenschaft mein Muster leben – Über die Wurzelsünde (auch vorherrschende Leidenschaft genannt), Look alikes und Angekommensein im richtigen Muster
12.-16. Aug 2024: Kurzexerzitien mit dem Enneagramm in der Abtei Gerleve (Billerbeck). Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. – mit Ruth Maria Michel
16.-18. Aug 2024: Vertiefungswochenende in der Abtei Gerleve (Billerbeck) Enneagramm und Kommunikation. – mit Ruth Maria Michel
18.-20. Okt 2024: Enneagramm und Märchen in Hünfeld, mit Susanne Becker-Plätzer – Info & Anmeldung
23.-25. Mai 2025: 36. Jahrestagung in Hünfeld
26.-28. Juni 2026: 37. Jahrestagung in Hünfeld
Biografiearbeit mit dem Enneagramm
mit Dorothea Hahn und Brgitte Häusler
Das Enneagramm ist eine Möglichkeit, das eigene Leben anzuschauen, anzunehmen und in den Kontext der Begegnung mit anderen zu stellen. Auf dieser Grundlage kann ich dann weitere Entwicklungswege wagen.
Bei der enneagrammatischen Beschäftigung mit diesen Fragen werden verschiedene kreative Methode eingesetzt, Einzelphasen wechseln mit Austausch im Plenum und in Kleingruppen ab. So können wir voneinander hören, uns selbst verstehen lernen und unsere Dynamik mit anderen Menschen erkennen. Wichtig ist uns neben der Theorie im Prozess individuell und miteinander zu arbeiten.
Teilnahmevoraussetzung ist ein Einführungskurs ins Enneagramm und die Kenntnis des eigenen Musters.
REFERNTINNEN:
Dorothea Hahn, Enneagrammtrainerin mit Ausbildung im ÖAE, Pastoral-Systemische Seelsorgerin und Prädikantin.
„Entscheidend für meine Arbeit ist nicht in erster Linie Wissensübermittlung, sondern prozessorientiertes Arbeiten mit der Absicht, Menschen anzuschauen und sie zur persönlichen und spirituellen Entwicklung zu befähigen. Die Lösung und der Grund hierfür liegt in jedem Menschen ganz individuell.“
Brigitte Häusler, Pfarrerin, Supervisorin und Coach (DGSv), Enneagrammtrainerin (ÖAE), Geistliche Begleiterin
„Als Geistliche Begleiterin bin ich mit Menschen auf ihrem sehnsüchtigen, enttäuschten, verletzten und Hoffnung schöpfendem Lebens- und Glaubensweg unterwegs – mit vielen unterschiedlichen Methoden der Spiritualität.“
TERMIN: Freitag, 26. April 2024 | 16,00 Uhr bis Sonntag, 28. April 2023 | 12,00 Uhr
VERANSTALTUNGSORT: Bonifatiuskloster Hünfeld, Klosterstraße 5, 36088 Hünfeld
KOSTEN: Teilnahmebeitrag € 165,- / Nächtigung mit Vollpension € 81,80 pro Tag und Person (vorbehaltlich einer geringfügigen Preissteigerung seitens des Bonifatiuskloster)
Anmeldung in der Geschäftsstelle des Ökumenischen Arbeitskreises Enneagramm – ÖAE e. V. via E-Mail: info@enneagramm.eu.
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